12-Stunden-Schießen bei Tropenhitze
Was tun schießfreudige Bogenschützen, wenn die üblichen Herausforderungen wie Bezirks-, Bayerische und Deutsche Meisterschaften corona-bedingt schon frühzeitig gecancelt wurden? Sie suchen sich einfach eine neue – und zugegebenermaßen etwas verrückte – Herausforderung.
Am 8. August trafen sich ab 9 Uhr in der Früh neun tapfere Bogenschützen, die sich auch von der tropischen Hitze nicht davon abhalten ließen, um bis zum Sonnenuntergang zu testen: „Wie lange halte ich durch? – Wie viele Pfeile sind in dieser Zeit möglich? – Wie entwickeln sich meine Schießleistungen über diese Zeit hinweg? – Und wie geht es mir anschließend?“
Bereits im dritten Jahr in Folge fand dieses “Just for Fun” Event statt, doch die Hitze machte eine besondere Herausforderung daraus.
Die wichtigste Disziplin des Tages: Pause!
Pavillons von Waldemar Blank und selbst mitgebrachte Stühle, viele Getränke, gekühlt im eigens mitgebrachten mobilen Kühlschrank (von Michael Trent), und ein Tischgrill sorgten dafür, dass Energie und gute Laune den Tag über auch bei brütender Hitze hoch blieben. Die meisten Schützen kamen für eine „Teilstrecke“ und schossen für einige Stunden mit. Heuer dabei waren Waldemar Blank, Martin Ebert, Sabine Fünfgelder, Oliver Fünfgelder, Mohanad Kareem Jasim und unser Vereins-Neuzugang Markus Schauer. – Herzlich willkommen, Markus, was für ein Einstand!
Mit Susan („Sue“) Lamb, Michael Trent und Philipp Bauer waren zumindest drei Schützen über die gesamten 12 Stunden des offiziellen Schießens immer wieder an der Schießlinie. Sue Lamb kam dabei auf insgesamt 612 Pfeile und Michael Trent schaffte immerhin 288 Treffer (plus 30 Pfeile ohne Messung).
Doch für Philipp Bauer ging um 21.00 Uhr, als alle anderen erschöpft nach Hause gingen, die persönliche Challenge erst richtig los: Er zog vom großen Bogenplatz (70 Meter Distanz) auf den kleinen (30 Meter) um, weil es dort Licht gibt, und schoss die gesamte Nacht hindurch weiter. Sein Ziel: Tausend Pfeile.
So etwas geht nur mit guten Freunden: Nach drei Stunden allein auf dem Platz bekam er Gesellschaft von zwei Kumpels, die ihm nachts ab halb eins die Nacht hindurch bis zum Sonnenaufgang zur Seite standen. Als diese gingen, schoss er unverdrossen weiter, bis seine Freundin ihn für die letzten Pfeile auf der Anlage an der Sandgasse besuchte und beim Zusammenpacken half.
Direkt im Anschluss, noch auf der Anlage, war er morgens um kurz nach sieben bereit für ein kurzes Telefoninterview:
Wie viele Pfeile hast du jetzt insgesamt geschossen? „1.008. Damit waren es genau 7 Schießzettel mit jeweils 144 geschossenen Pfeilen.“
Wie viele Pfeile gingen daneben? „Keiner! Ich hatte nur Treffer. Die erste Runde war die beste: 614 von 720 möglichen Ringen auf 70 Meter waren persönlicher Rekord für mich.“
Wie oft warst du kurz davor zusammenzupacken und einfach aufzuhören? „Kein Mal. Man muss doch mal seine Grenzen kennenlernen.“
Was tut dir jetzt alles weh? „Alles! Füße, Waden, Kniekehlen, Rücken, Schulter, Finger, … einfach alles!“
Was war für dich die interessanteste Erkenntnis? „Gefühlt ging die Nacht schneller vorbei als der Tag.“
Ob das wirklich schon seine Grenze war? Wir werden es sehen.
Nun erholen sich alle Schützen erst einmal und trainieren dann fleißig weiter für gleich zwei Vereinsmeisterschaften: Ende August wird es um gute Ergebnisse in den Langdistanzen gehen, ohne dass weitere Wettkämpfe folgen. Doch Ende September sollen dann die Qualifikationen für die Hallensaison folgen – in der Hoffnung, dass diese stattfinden wird.